Zum Beschwerdebild
Das Beschwerdebild der Posttraumatischen Belastungsstörung als Folge traumatischer Ereignisse gibt es quasi schon jahrhundertelang. Im Hinblick auf eine psychotherapeutische Behandelbarkeit und damit weiter beschrieben und untersucht wurde es grundlegender in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die PTBS hielt erst dann Einzug in weltweit gebräuchliche Diagnosehandbücher (DSM und ICD), an denen sich psychologische und ärztliche Behandler orientieren und ausrichten.
Generell gilt, dass die Symptomatik unmittelbar (akute PTBS), aber auch mit einer (u. U. mehrjährigen) Verzögerung nach dem traumatischen Geschehen (late-onset PTBS) auftreten kann. Viele Menschen mit einer PTBS berichten über ähnliche Beschwerden:
Für das nähere Umfeld meist am auffälligsten, da im Verhalten deutlich zu sehen, sind sogenannte "Übererregungssymptome". Der Betroffene handelt und reagiert als sei er noch immer und ständig von einer Gefahr bedroht.
Patienten berichten dann, dass sie ständig wachsam und "auf der Hut seien", die Schreckhaftigkeit extremer vorliegen würde, da ein für Außenstehende unangemessenes erhöhtes Gespür für Gefährdungspotenziale vorhanden ist. Häufig sind es auch Angehörige und nicht die Patienten selbst, denen eine Reizbarkeit auffällt. Es können Nachrichten nicht mit der vormals dagewesenen Aufmerksamkeit gefolgt werden oder aber werden gemieden, da in dort häufiger über schwerwiegende Ereignisse berichtet wird. Es gelingt auch das Zeitunglesen nicht mehr, da die Konzentration gestört ist. Vor allem ältere Patienten vermuten den Beginn einer Alzheimererkrankung, da dies als naheliegendste Erklärung erscheint. Das Ein- und Durchschlafen ist vor allem durch Grübelkreisläufe, nächtliches Wachliegen oder Aufschrecken mit Alpträumen soweit gestört, dass der Schlaf hinsichtlich einer Dauer von nur noch wenigen Stunden sowie im Hinblick auf die Schlafqualität unzureichend verbleibt.
Ein weiterer Symptomkomplex ist der des "gestörten Gedächtnisses", Fachleute sprechen von "Erinnerungssymptomen", deren Kennzeichen es im Vergleich zu sonstigen Gedächtnisfunktionen ist, dass mit dem erlebten Trauma gekoppelte Inhalte eine "Hier-und-Jetzt"- Qualität haben.
Hier wird dann beklagt, dass sich kurze Erinnerungsbruchstücke bis hin zum Ablauf des ganzen Geschehens ungesteuert aufdrängen. Die "Erinnerungsattacken" (oder auch "Flashbacks") sind besonders durch ihre Plötzlichkeit und Lebendigkeit belastend, wobei auch der Bezug zum Alltag für kurze Zeiten verloren gehen kann. Die Erinnerung an das Erlebnis ist im Vergleich zu anderen Gedächtnisinhalten so "echt", so dass der Eindruck des unmittelbaren Wiedererlebens entsteht. Es sind "schmerzhafte" Erinnerungen, die auf der körperlichen Ebene mit Reaktionen wie Schweißausbrüchen, erhöhtem Herzschlag, Missempfindungen in den Extremitäten oder Reaktionen des Magen-Darmtrakts verbunden sind. Teilweise bestehen aber auch für Teile des Geschehens Erinnerungslücken (partielle Amnesie), was als fortwährend irritierend oder störend erlebt wird.
Aus dem vorher gesagten geht in der Regel ein "Vermeidungsverhalten" hervor, womit ein dritter Beschwerdekomplex benannt ist.
Da die stets wiederkehrenden Gedanken sowie Gefühle schmerzhafter Natur sind, werden sie nach Möglichkeit meist über den Weg der Ablenkung unterdrückt. Im Alltag wird den Orten oder den mit dem erlebten Trauma zusammenhängenden Dingen angstbesetzt ausgewichen, was die Lebensqualität reduzieren kann, da sich der vorher selbstverständliche Bewegungsradius verkleinert. Lagen während der traumatischen Situation bestimmte Geräusche, Gerüche oder etwa Farbeindrücke vor, die noch nicht erinnert und benannt werden können, so provoziert auch dies vermeidende Verhaltensweisen. Diesem zuzurechnen ist auch eine weitergehende "Gefühlstaubheit": Betroffene beschreiben eine Empfindungslosigkeit und Entfremdung von anderen Menschen. In diesem Zusammenhang fällt ein Rückzug auf und ein depressionsähnlicher Zustand mit einer gedrückten Stimmung, Interessensverlust und Antriebslosigkeit. Vorher gern ausgeübte Aufgaben und Erledigungen werden vor sich her geschoben.
Weitere Beschwerden, die meist "auf den zweiten Blick" oder als Komplikationen auftreten können:
- Ärger und Wut sind häufige und nachvollziehbare Reaktionen auf ein traumatisches Ereignis. Dies kann gerichtet sein (etwa auf den für das Ereignis Verantwortlichen) oder aber ungerichtet, da evtl. zentrale, bislang unreflektierte Wertvorstellungen verletzt wurden (z. B. "Die Welt ist gerecht!" o.ä.).
- Selbstkritik und Selbstzweifel nehmen zu. Häufig auch verbunden mit dem Satz "Eigentlich sollte ich schon längst darüber hinweg sein!". Die "Warum ich?"- Frage wird oft unablässig gestellt.
- Immer wieder wird darüber nachgedacht, was und warum es passiert ist, so dass Schuld- und Schamgefühle den Alltag belasten.
- Eine bestehende Schmerzproblematik kann durch ein traumatisches Ereignis ihren Ausgang genommen haben oder tritt darüber wieder verstärkt auf. Statistische Untersuchungen zeigen zudem, dass Menschen mit einer PTBS ein erhöhtes Risiko haben, körperlich zu erkranken.
- Ein Missbrauch von Alkohol, Tabletten oder anderen Suchtmitteln kann betrieben werden, um etwa das schmerzliche Wiedererleben, negative Gefühle oder Ängste zeitweilig zu distanzieren. Die Entwicklung einer Sucht droht.